Joseph Stoll-Platz
Etwas abgelegen, neben der ehemaligen Stadtmühle, ist ein Plätzchen, das sein heutiges Aussehen und seine Entstehung Joseph Stolls verdankt. Es ist der Platz mit dem Brunnen der "Fraa vun Bensem". Joseph Stoll, der sich zum Ziel gesetzt hatte, Bensheim für den Fremdenverkehr zugänglicher und attraktiver zu gestalten, gestaltete diesen Platz und ließ nach seinen Entwürfen ein Denkmal durch Tilman Zobel schaffen, welches die Brunnensäule, des kleinen Backsteinbrunnens ziert.
Die Sage erzählt, dass Bensheim gegen Ende des 30jährigen Krieges von den protestantischen Truppen, Schweden und Franzosen, erfolgreich belagert wurde. Auf dem Marktplatz soll nach einem Gemetzel das Blut der Bürger in Bächen heruntergeflossen sein. Tage später kamen die Truppen der katholischen Liga, die Bayern, die nach kurzer Belagerung in die Vorstadt eindrangen. Vergeblich versuchten sie in die Altstadt vorzudringen, was aber durch die Stadtmauer und die "Rinne" erschwert war. Eine alte Frau zeigte ihnen einen unterirdischen Gang durch den das Wasser der Stadtmühle abfloss - und führte die Bayern in der Nacht "hinnerum"in die Altstadt. Nach einem heftigen Kampf waren die Besetzer besiegt. Durch die Tat der alten Frau entstand die Sage um die Fraa vun Bensem und das Sprichwort: "Hinnerum, hinnerum wie die Fraa vun Bensem". Als lebendes Vereinssymbol verkörperte über Jahre hinaus Anna Mohr die Fraa vun Bensem und [...] auch die heutige Fraa vun Bensem, Frau Doris Walter, haucht bei den vielen offiziellen Anlässen des sagenhaften Gestalt Leben ein und erfreut die Menschen durch ihre Reden auf Bensheimer Mundart.
Nach dem Tode von Joseph Stoll im Jahre 1956 wurde 1957 von der Heimatvereinigung "Oald Bensem" ihm zu Ehren am Brunnen der "Fraa vun Bensem" eine Holzsäule errichtet, auf der die einzelnen Uniformen und Trachten der Vereinigung eingeschnitzt sind.
Durch einen Beschluss der Stadtverwaltung im Mai 1957, der durch alle Vertreter der Stadtverordnung (CDU, SPD, FDP, BHE (Dr. Alexander Kaul und Bruno Hauer), ÜIBB (Jakob Kindinger)) einstimmig erfolgte, wurde Joseph Stoll dadurch geehrt, daß der Platz an der Stadtmühle in "Josef Stoll-Platz" umbenannt wurde. Hierdurch sollte die Bensheimer Bevölkerung immer wieder an das Schaffen und Wirken von Joseph Stoll erinnert werden. Die Feierlichkeiten erfolgten am 05.10.1957 unter großem Interesse der Bensheimer Bevölkerung.
Auch wenn die Namengebung durch den Stadtrat 1957 beschlossen wurde, wurde der Name "Josef Stoll-Platz" nicht konsequent angewandt. In manchen Stadtplänen wurde er als "Josef Stoll-Platz" geführt, in anderen hingegen als "Zur Stadtmühle". Auch Stadtpläne die von der Stadt Bensheim oder als Werbematerialien von Firmen oder Parteien herausgegeben wurden, sind hier nicht einheitlich gestaltet. 2007 entschied der Bensheimer Stadtrat nach Vorlage des Gutachtens zur Rolle Joseph Stolls im Dritten Reich den "Josef Stoll-Platz" zu entnamen.1
Dokumente
Bilder
Fotografie | Beschreibung: Einweihung des Josef Stoll-Platzes 1957 |
Einweihung des Josef Stoll-Platzes am 5. Oktober 1957. Blick auf die Gäste der Feierlichkeit an der Stadtmühle. |
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entnommen: Heimatvereinigung "Oald Bensem" (Hrsg): Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum der Heimatvereinigung "Oald Bensem" e.V. , Historischen Bürgerwehr "Joseph Stoll Bensheim und Biedermeiergruppe, Bensheim, 1981, Seite 44-45; ergänzt: Stoll-Berberich 2012. ↩