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Nix wie in die Hoasegaß - So lautet die Aufforderung eines Gedichtes, das unser Heimatdichter Josef Stoll vor vielen Jahren niederschrieb, und in dem es heißt: Stille Winkel, krumme Gasse. / Oalde Haiser, wu noi basse, / Giwwelwend mit Molerei, / Hi un do en Spruch debei, / Blumekäschde, voll mit Blumme, / Friehe unn Wu speerer kumme, / Leit, wu aam nix bäises genne, / un echt bensmerisch babble kenne, / Korz, trotz allerhand Beschwerde / Doch e Stickche Glick uff Erde. / Hoschde an sou Sache Spaß / Nix wie in die Hoasegass! Vielleicht ist der Grund der, daß dieses Viertel, das Hasengassenviertel, im Volksmund besonders betont wird, daß es noch so ganz seine Eigenart aus früherer Zeit beibehalten hat. Es ist noch ein Stück spätes Mittelalter in seiner fortvererbten Enge, in seiner Abgeschlossenheit. Ganz nahe läuft die Hauptstraße vorbei. Aber das neuzeitliche Treiben, das dort herrscht, dringt nicht in die Hasengassen, die sich in ehrwürdigem Alter fast würdevoll in ihrer Abgeschlossenheit von ihrer neu geformten Schwester wegwenden. Vor Jahren wirkte hier, fast umwälzend in einer seiner vielen guten Ideen, der damalige Berufsschuldirektor Stoll in Zusammenarbeit mit seinen Malschülern. Er erweckte sozusagen das fast vor Alter blind gewordene Hasengassenviertel, indem er seinen Häuserwänden eine Sprache gab, die der Heimat nämlich, die zu den Einheimischen und den Fremden redete wenn sie sich einmal hierhin wendenten. Die originellen Sprüchlein, die wir hier finden, sind ein beredter Ausdruck feinen Volkshumors. Sie zeigen, wie der Bergsträßer dem Leben nahe steht und seine Weisheiten durch treffliche Worte mitzuteilen versteht. „Der wu soi Moddersproach net ehrt, is wärklich kaa drei Batze wert!“ heißt es da an einer Stelle. - Und wo anders lesen wir Bensmerisch babble is - e Kundschd, wer's net konn prowiert s umsunschd!“ Inzwischen sind die inhaltsreichen Worte, - die man damals anbrachte, schon wieder verblaßt. Wenn aber die Sonne in diese romantisch wirkenden Gassen und Winkel hineinscheint, dann bekommen sie ein fast jungfräuliches Gesicht. Dann scheint es, als ob diese gebückt dastehenden und sich aneinander schmiegenden Häuschen selige alte Gestalten werden mochten, die sich freuen, daß ihnen das Leben eine Chance gibt, sich zu präsentieren. Schon hat sich im letzten Jahrzehnt das äußere Gesicht wieder geändert. Neuer Bewurf oder kleine Ausbesserungen haben eine Anpassung an die Zeit gebracht. Auch ein kleiner Spielplatz mit Ruhebänken entstand und erhöhte nur noch die Heimeligkeit. Aber das Alter ist betont wie vor Jahren und wird es bleiben als stetes Zeichen dieses historischen Vorstadtwinkels von Bensheim. Und so ist auch das Bild gemeint. Es soll eine stete Erinnerung sein u. eine Sprache reden, die an die Herzen anklingt, das Alte zu würdigen. Aber es soll ebenso ein Spiegel für die Nachgeborenen sein, daß der Heimatboden nichts läßt, was ihm verbunden ist Was Bensheim betrifft, kann man sagen, daß das Hasengassenviertel in der Zeit stillsteht, nur um zu beweisen, wie es ehedem in der geruhsamen Zeit aussah und mit wieviel Platz man traurig oder glücklich sein kann entgegen der flüchtigen Meinung unserer Tage. Nichts vermag des Malers Auge schöneres zu finden und des Besuchers Aufmerksamkeit besser festzuhalten, als dieses Stück Alt-Bensheim in den Hasengassen, wirklich eine Sehenswürdigkeit für Bensheim!
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